Neuer World Barista Champion wird Dale Harris (UK) – André Eiermann auf dem starken 10. Platz

Nach 8 Jahren kehrt der Weltmeistertitel wieder nach Europa zurück. Nun gut…fast – der Brite Dale Harris gewinnt überraschend die WBC 2017 in der Kaffee-Hochburg Seoul und verweist damit Miki Suzuki (JAP) und Kappu Chiu (Hong Kong) auf die Plätze. Unser amtierender Schweizermeister André Eiermann brilliert mit einer gewagten und sehr innovativen Präsentation auf Rang 10. und verknappt auch nur um 10 Punkte den Finaleinzug in die Top-6.

Seoul, 12.November In Seoul (Korea) fanden über die vergangenen vier Tage die World Barista Championship 2017 statt. Im Stadtteil Gangnam, wie auch im Rest der Metropole staunt das Kaffeeherz nicht schlecht über die Tausenden von Coffee Shops, ausgestattet ausschliesslich mit dem top, top, top Material. Im Rahmen der Coffee Show im COEX Center fanden sich Zehntausende von Kaffee-Interessierte und sorgten über die ganze Wettkampfdauer für eine gute Stimmung. Korea kennt längst mehr als nur Kimchi und man staunt nicht schlecht, was für edle Kaffees hier kredenzt werden.

Das Niveau der Welteisterschaft ist seit dem Vorjahr noch einmal angestiegen. Im neuen Wettkampfmodus und mit Gestaltungsfreiheit im Bühnen-Set-Up wurde gespannt erwartet, wie sich das Format verändern würde. Ganz so gross war der Impact dann nicht, die meisten Baristas bevorzugten ein sehr klassisches Stage-Design. Hingegen gilt zu erwähnen, dass der neu gekrönte Weltmeister sehr gewagt und experimentell seinen Arbeitsplatz eingerichtet hat und somit der Jury auch ein neues Erlebnis bot.

Wenn Stephen Leighton – aka the Voice of WBC – das Gesicht und der Mann hinter Hasbean ist, dann ist Dale Harris die Hände. Der Brite nimmt schon zig Jahre an Meisterschaften teil, hatte aber jedes Mal das Nachsehen. Heuer hats geklappt und mit einem SL-28 aus El Salvador stürmte der Brite, der in seiner Präsentation über die Geschmackschemie seines Kaffee referierte, zu oberst aufs Treppchen.

Die Schweizer SCA gratuliert herzlich unserem neuen Botschafter.

 

Schweizer Top-Platzierung egalisiert

Der Schweizermeister André Eiermann verpasste mit Rang 10 leider den Einzug ins Finale der besten 6 – machte aber mit einer explosiven Show von sich Reden. Als erster Barista der Welt wagte er das Experiment auf der Bühne zu rösten und erstaunte somit alle Experten und Mitstreiter. André investierte enorm viel für diese WM Kampagne und verbrachte fünf Monate in Tokio. Bei seinem Arbeitgeber UCC konnte er full-time trainieren und seine Barista-Fähigkeiten enorm verbessern. Unter anderem mit Ex-Weltmeister Hidenori Izaki wurden bis zu 20 Stunden pro Tag hektoliterweise Esperssi extrahiert und perfektioniert. Die Ochsentour hat sich bezahlt gemacht. Als zweitbester Barista der Welt zog er ins Halbfinale ein, wo er dann zum Schluss um nur 10 Punkte den Finaleinzug verpasste. Somit rangierte sich nach Philipp Schalberger (damals Meier) 2012 in Wien wieder ein Schweizer Barista ganz weit vorne an der Weltspitze.

 

Innovation und Perfektion: Gas und Eis

André entwickelte mit Hilfe eines Rahmbläsers und Stickstoff-Patronen eine Methode, die es ihm erlaubte, die Aromatik seines Kaffees erheblich zu verändern, indem er mit Stickstoff Kohlendioxid (Röstgase) austrieb und somit für eine verbesserte, homogenere Extraktion sorgte. Dies machte es schliesslich auch möglich, on stage mit einem kleinen Proberöster den Kaffee für seinen Singature Drink frisch zu rösten. Es sind solche Innovationen, die die Kaffeezubereitung beeinflussen und vorantreiben. Dieses Jahr hat man sehr oft mit Trockeneis oder Flüssigstickstoff den Kaffee auf -140 bis -196°C runtergekühlt, weil eine Studie aus dem Vorjahr (Nature) zeigte, dass so eine harmonischere Partikelgrössenverteilung erreicht wird beim Mahlen und somit eine sauberere Extraktion möglich wird.

 

Showdown im Finale: Dale Harris neuer World Barista Champion

Im Finale standen Hugh Kelly (AUS), Miki Suzuki (JAP), Kappu Chi (HK), Kyle Ramage (USA), Ben Put (CAN) und Dale Harris (UK). Das Niveau und die Präzision war enorm. Kein Handgriff daneben, nichts dem Zufall überlassen. Jedes Jahr wird der Aufwand und die Kreativität grösser. Immer schwieriger sich in diesem Umfeld absetzen zu können. Kaffeetechnisch bot sich kein überraschendes Bild – fünf von sechs Kaffees der Finalisten waren Geshas, einzig der Weltmeister hatte den Mut mit einem SL-28 aus Kolumbien anzutreten.

Zurecht, wie Figura zeigt. Das Schlussranking verblüffte so machen und in der Heimat des Weltmeisters, hätte man im Wettbüro vermutlich so richtig abgeräumt. Eine sehr saubere, flüssige Show, kein Schnickschnack und als letzter Finalist grossartig abgeliefert.

 

World Barista Championship 2017

  1. Dale Harris (UK)
  2. Miki Suzuki (JP)
  3. Kappo Chiu (HK)
  4. Ben Put (CAN)
  5. Hugh Kelly (AUS)
  6. Kyle Ramage (USA)